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Die verheerenden Folgen des Soja-Anbaus in Südamerika

1094 Tiere isst ein Deutscher im Durchschnitt während seines Lebens (Statistisches Bundesamt; ohne Fisch und Meerestiere). Weltweit steigt der Fleischkonsum seit Jahren an. Bis zum Jahr 2050 rechnet die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) mit einer Verdoppelung der jährlichen Fleischproduktion. Besonders in Ländern mit einer stark wachsenden Volkswirtschaft wird der Bedarf nach Fleisch immer größer: In China hat sich der Fleischkonsum in den letzten 20 Jahren verdreifacht.

So viele Tiere wollen erst einmal gezüchtet werden. Während beim Endverbraucher der Bedarf an Fleisch steigt, steigt bei den Viehzüchtern der Bedarf nach geeigneten Futtermitteln. Eine wichtige Futterquelle sind Sojabohnen. Diese werden zu großen Teilen in Südamerika angebaut. Spitzenreiter ist hier Brasilien: 2003 und 2004 kamen 75 Prozent der weltweit angebauten Sojabohnen vor dort. Doch auch in Ländern wie Paraguay, Bolivien und Argentinien ist Soja-Anbau ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die meisten der Pflanzen sind gentechnisch verändert und werden mit aggressiven Pestiziden und Insektiziden behandelt, um in den riesigen Monokulturen überhaupt überleben zu können. Dieser extensive Anbau hat verschiedenste, zum Teil verheerende Folgen auf die Umwelt und die ortsansässigen Menschen.


kohlenstoffdioxid Bild: Kohlendioxid - Xavier - Fotolia.com

Umweltschäden durch Soja-Anbau

Soja-Anbau erfordert Platz - vor 15 Jahren wurde in Argentinien Soja auf einer Fläche von einer Million Hektar angebaut. Inzwischen sind es 18 Millionen Hektar. Ähnlich sieht es auch in anderen südamerikanischen Staaten aus. Die brasilianische Regierung fördert bereits seit den 1960er Jahren den Soja-Anbau als wichtigen Wirtschaftszweig. Dazu werden immer wieder auch Schutzbestimmungen für den Regenwald gelockert oder ‚frei ausgelegt‘. Große Flächen Regenwald werden gerodet – darunter leidet nicht nur die Arten- und Sortenvielfalt. Da der schützende Wald fehlt, trocknen ganze Landstriche aus, die Böden werden durch Chemikalien vergiftet. Nach einigen Jahren der intensiven Bewirtschaftung bleibt totes Land zurück.

Folgen für die Bevölkerung

Mit Soja-Anbau wird viel Geld verdient, doch davon profitieren nur sehr wenige Menschen in den Erzeugerländern. In Brasilien sind 46 Prozent des Landes im Besitz von lediglich einem Prozent der Bevölkerung. Kleinbauern können nicht mit Großunternehmern konkurrieren und müssen häufig ihr Land verkaufen. Genauso leidet die indigene Bevölkerung Südamerikas: Durch die Abholzung des Regenwaldes verlieren sie ihre Existenzgrundlage. Zusätzlich leiden die Menschen in den Anbaugebieten unter den aggressiven Anbaumethoden. Fast immer fehlen den Betroffenen aber die Mittel, um einen Zusammenhang zwischen Gesundheitsschäden und dem Einsatz von Chemikalien nachzuweisen.

Besonders tragisch erscheint die Tatsache, dass in vielen Anbaugebieten Menschen Hunger leiden – umgeben von landwirtschaftlichen Hochleistungskulturen, die ausschließlich Tiere in reichen Industrienationen ernähren. Um ein Kilo Fleisch zu produzieren, werden bis zu 16 Kilo Futtermittel verwendet. Auf der hierfür benötigten Ackerfläche ließen sich stattdessen auch 160 Kilogramm Kartoffeln ernten.

Soja-Anbau und Klimawandel

Neben den bereits beschriebenen direkten Folgen hat Soja-Anbau noch einen weiteren, indirekten Effekt: Verschiedene Studien kamen zu dem Resultat, dass die Tierzucht für 18 bis 51 Prozent des weltweiten Treibhausgasausstoßes verantwortlich sei. Wie hoch der Anteil tatsächlich ist, lässt sich aufgrund der Komplexität der verschiedenen Faktoren jedoch kaum feststellen. Allerdings gilt als erwiesen, dass ein erheblicher Teil der jährlich ausgestoßenen Treibhausgase aus den Mägen und dem Mist von Rindern stammt.

soybean in hands Bild: soybean in hands - sima - Fotolia.com

Eine fleischlose Zukunft?

80 Prozent der weltweit produzierten Soja-Bohnen landen in den Futtertrögen von Mastvieh. Die Länder der Europäischen Union sind neben Japan, China und den USA ein großer Abnehmer. Um die Situation in Südamerika zu verbessern, sind zum einen die Regierungen dieser Länder gefragt: Faire Handelsabkommen und eine strenge Kontrolle der Herstellungsbedingungen zwingen die produzierenden Länder zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Menschen und Ressourcen. Wie immer ist aber auch der Endverbraucher gefragt. Verschiedene Nahrungsmittelskandale haben bei vielen Fleisch-Essern bereits zu einem Umdenken geführt: Sie machen sich vermehrt Gedanken über Herkunft und Aufzucht der Tiere, die sie letztendlich als Steak beim Metzger oder im Supermarkt kaufen. Dieser Ansatz ist auch durchaus sinnvoll: Nimmt man Mehrkosten in Kauf, ist es realistisch, Tiere mit in Deutschland angebauten Futtermitteln wie Erbsen, Ackerbohnen und Klee großzuziehen. Selbst Versuche, Soja in Deutschland anzubauen, sind bereits erfolgreich verlaufen.

Wer nicht bereit ist, mehr Geld für Fleisch auszugeben, hat noch eine andere Alternative offen: Einfach weniger Fleisch essen. Der Vegetarierbund hat errechnet: Wenn jeder Deutsche einen fleischlosen Tag pro Woche einlegen würde, müssten jährlich 157 Millionen Tiere weniger aufgezogen und geschlachtet werden.

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Bild Quelle
Regenwaldrodung Quelle: Xavier - Fotolia.com
soybean in hands Quelle: sima - Fotolia.com